Feiern Sie schon krank? Oder sind Sie resilient?
13. Oktober 2024 | von Kerstin PentermannDer Satz „Feiern Sie krank?“ ist widersprüchlich. Denn wer krank ist, feiert nicht – im Gegenteil: Man zieht sich zurück, um durch Ruhe wieder gesund zu werden. Dennoch zeigt eine Studie der AOK, dass sich immer mehr Menschen wegen psychischer Belastungen krankmelden. Dies bringt eine grundlegende Frage auf: Warum fühlen sich so viele Menschen ausgebrannt und sind nicht mehr im Gleichgewicht?
Bereits in den 1990er Jahren entwickelte der Soziologe Aaron Antonovsky das Konzept der Salutogenese, das aufzeigt, dass Gesundheit und Krankheit fließende Prozesse sind. Ein stabiles Gleichgewicht von Körper und Geist ist entscheidend, um gesund zu bleiben. Doch in unserer modernen Welt gerät dieses Gleichgewicht immer häufiger aus den Fugen.
Gesellschaft im Stress: Sind wir wirklich „leistungsfaul?
Die Behauptung, dass eine hohe Krankheitsrate mit Faulheit gleichzusetzen sei, greift für mich zu kurz. Denn vor allem die jüngere Generation steht von Kindesbeinen an unter dem Einfluss digitaler Einflüsse und psychischem Druck durch Social Media. Globale Krisen schaffen ein Umfeld der Unsicherheit. Dieses weiter zunehmende Spannungsfeld mindert das Empathievermögen des Einzelnen und begünstigt Auseinandersetzungen innerhalb der Gemeinschaft.
Meiner Meinung nach ist das Miteinander der Grundstein für den Erfolg. Menschen, die sich nicht zugehörig oder verstanden fühlen, können keine Resilienz aufbauen. Fehlt dieses innere Gleichgewicht, fehlt auch die Motivation, sich beruflichen und gesellschaftlichen Verpflichtungen mit Freude zu widmen. Darum steht an erster Stelle die Selbstfürsorge. Wer sich nicht wohl fühlt, muss etwas ändern und vor allem darüber reden. Dazu kann im Berufsleben ein aktiver Austausch im Team beitragen.
Resilienz bedeutet, flexibel auf Veränderungen zu reagieren – sei es ein Technologiewandel, neue Arbeitsprozesse oder organisatorische Umstrukturierungen. Resiliente Menschen nutzen diese Herausforderungen, um sich weiterzuentwickeln, zu reflektieren und sich neu zu orientieren. Diese Fähigkeit macht sie nicht nur in ihrem beruflichen Umfeld, sondern auch in der Gesellschaft zu wertvollen Mitgliedern. Denn wer gut für sich selbst sorgt, kann auch besser für andere da sein.
Resilienz für Unternehmen ein entscheidender Erfolgsfaktor: Resiliente Mitarbeiter und Führungskräfte bewältigen Veränderungen und Krisen besser und bleiben langfristig gesund und produktiv. Besonders Führungskräfte tragen eine große Verantwortung für das Wohl ihrer Mitarbeiter. Nur wenn sie selbst resilient sind, können sie ihre Teams erfolgreich durch schwierige Zeiten führen und den langfristigen Erfolg des Unternehmens sichern.
Resilienz ist nicht „Work-Life-Balance“
Oft wird Resilienz mit dem Begriff „Work-Life-Balance“ verwechselt. Doch Resilienz bedeutet mehr: Es ist die Erkenntnis, dass Selbstfürsorge nicht nur das eigene Wohlbefinden stärkt, sondern auch positive Effekte auf das gesamte Umfeld hat. Wer resilient ist, trägt aktiv zum Gemeinwohl bei.
Kranksein ist kein Grund zu feiern
Wenn ich krank bin, bin ich nicht resilient – und das ist kein Grund zum Feiern. Es ist vielmehr ein Signal, dass ich aus dem Gleichgewicht geraten bin und aktiv Wege suchen muss, um wieder gesund zu werden. Dabei sollte eine starke Gemeinschaft mich unterstützen und auffangen.
Bleiben Sie gesund – und resilient!