Das Spiel des Lebens

11. Januar 2025 | von Kerstin Pentermann

Es ist Samstagmorgen, 6 Uhr. Der Wecker klingelt. Der Hund muss raus. Meine 85-jährige Nachbarin freut sich auf frische Brötchen, die ich ihr versprochen habe. Und meine Tochter möchte an einer ehrenamtlichen Weihnachtsbaumsammelaktion teilnehmen – aber nicht ohne vorher einen Kaffee zu trinken.
Draußen ist es frostig, und unter der warmen Bettdecke scheint die Welt so viel einfacher. Ein Gedanke schleicht sich ein: Was wäre, wenn ich heute keine Verpflichtungen hätte?
8 Uhr: Die Dinge haben sich gefügt. Der Hund liegt jetzt zufrieden und eng an mich gekuschelt auf dem Sofa. Meine Nachbarin beginnt ihren Tag mit frischen Brötchen. Meine Tochter hat Kaffee auf die Tischdecke gekleckert und ist dann voller Tatendrang verschwunden. Und ich? Ich sitze hier und schreibe diese Zeilen.
Rückblickend denke ich: Es war gut, aufzustehen. Nicht nur, weil ich Pflichten erfüllt habe, sondern auch wegen der kleinen Momente dazwischen. Der freundliche Plausch beim Brötchenkauf. Ein kurzer Smalltalk mit einem anderen Hundebesitzer in der stillen Morgenluft. Diese Augenblicke, die das Leben greifbar und menschlich machen.
Das erinnert mich an ein Spiel aus meiner Jugend: Das Spiel des Lebens. Es gewann nicht derjenige, der stehen blieb. Es gewann, wer sich bewegte, Entscheidungen traf und die Höhen und Tiefen des Lebens anzunehmen wusste.
Auch heute Morgen habe ich mich bewegt. Es war keine große Heldentat, sondern ein ganz normaler Anfang eines ganz normalen Tages. Doch genau in diesen kleinen, unscheinbaren Momenten liegt die Kraft. Sie zeigen uns, dass wir auch an kalten, frostigen Morgen das Leben in die Hand nehmen können – und dass wir dafür belohnt werden, manchmal auf unerwartete Weise.
Also, was wäre, wenn ich liegen geblieben wäre? Ich hätte nicht diese kleinen Glücksmomente erlebt, die den Tag jetzt schon ein bisschen schöner machen. Es geht darum, das Spiel des Lebens immer wieder neu zu spielen und die Gewinne daraus mit Dankbarkeit zu erleben. 

 

 

 

Herzlichst – Ihre Kerstin Pentermann